Der Minimoog, ein Synthesizer, vielleicht sogar DER
Synthesizer, ist mit dem Voyager in diesem Jahr wieder zum
Leben erweckt worden. Neben der TB303 genießt der echte
Minimoog mit stolzen Preisen von ca. 2000 Euro wohl den
höchsten Kultstatus auf dem Gebrauchtmarkt. Ob dies wohl für
einen monophonen analogen Synthi, der noch nicht mal mit MIDI
ausgestattet gerechtfertigt ist ....., sollte man meinen
!
Der Knackpunkt ist
nämlich der Klang, und hier ist der Minimoog bisher einmalig.
Dermaßen dicke und schmatzende Filter sind in der
Synthesizerlandschaft spärlich gesät. Die Legende schlechthin haben
sich also die Spezialisten von Creamware zur Vorlage genommen und
versucht, den Minimoog mit all seinen Stärken als PlugIn auf die
Pulsar-Plattform zu portieren.
Digilog, Anatal ? Hat es
bisher ein Hersteller geschafft, die Eigenheiten eines analogen
Filters perfekt in digitalen Algorithmen zu emulieren ? Nein ... ,
alle digitalen Filter haben dieses leicht kalte Klangbild, an dass
man sich zwar gewöhnt, aber wenn man nach einer gewissen Zeit mal
wieder einen echten Analogen im Vergleich hört, geht einem das Herz
auf, und man merkt den Unterschied sofort. So ging es mir zuletzt
beim Alesis Andromeda, der ja bekanntlich analog aufgebaut ist.
Sollte es nun gänzlich unmöglich sein, mittels eines DSPs analogen
Klang „authentisch“ zu emulieren ... ?
Shark Die Antwort auf diese
Frage gibt uns das Test-Objekt. Der Minimax ist ein PlugIn für die
Creamware DSP-Karten, das optional zu einem Preis von ca. 250 Euro
erworben werden kann. Dem kommenden Creamware Noah Synthesizer liegt
der MiniMax schon bei. Das PlugIn läuft ab einer Luna-Karte und die
Stimmenzahl ist abhängig von der Anzahl der DSPs, die sich im
Karten-Verbund befinden. Den günstigsten Einstieg findet man z.Zt.
mit der Luna II Karte zum Preis von ca. 400 Euro. Lesen sie hier
unseren Test zur Luna II.
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Der
MiniMax Jetzt habe ich aber lange genug herumgeschwafelt,
jetzt geht´s ans Eingemachte. Der Minimax verfügt über die
klassische subtraktive Architektur. Im Klartext also
Oszillator-Filter-Verstärker, wobei Filter und Verstärker per
ADS-Hüllkurve moduliert werden. Dank der nahezu exakten Übertragung
der original Minimoog-Oberfläche auf den Bildschirm erklären sich
die Funktionen jedoch fast von selber. Die erklärungsbedürftigen
Schalter möchte ich dennoch näher betrachten. Beginnen wir mit dem
Decay-Schalter. Mit diesem lässt sich die Release-Phase der beiden
Hüllkurven An- und Abschalten. Da es sich bei den Hüllkurven um ADS
und nicht um ADSR Hüllkurven handelt kann man hier eine der
Decay-Zeit entsprechende Releasephase hinzuschalten. Der MiniMax
bietet drei Oszillatoren, die durch einen Mixer in Ihrer jeweiligen
Lautstärke geregelt werden können. Eine großzügige
Oktavwahlmöglichkeit von 32´ bis 2´ erhöht die Flexibilität der
Klangerzeugung. Tricky und fett ist der Feedbackschalter, der das
Ausgangssignal in den Mixer rückkoppeln kann. Damit entstehen
(gewollt) extrem derbe Verzerungen, die genau so modelliert wurden,
dass sie so wie im Original klingen. Ein Rauschgenerator
(White/Pink) und die Möglichkeit ein externes Signal zuzumischen
runden den Mixer ab. Neu sind hier die beiden Velocity-Regler, die
jeweils für die beiden Hüllkurven zuständig sind. Oszillator 3 kann
auch als LFO fungieren. Der Modulation Mix Regler mischt den
Oszillator 3 mit dem Rauschgenerator, was sehr lebendige
modulationen Ermöglicht. Soweit ist das alles recht unspektakulär
und profan. Aber so ist der originale Minimoog nun mal aufgebaut.
Keine dicke Modulationsmatrix, keine dualen Filter keine Hochpass-
oder Bandpass- Filter und die Flankensteilheit kann man auch nicht
umschalten. Das ich dies hier so hart schreibe, hat seinen Grund,
denn das ist nicht der Anspruch den ein Minimoog erhebt. Es geht
hier schlichtweg um den grundlegenden Sound des Gerätes.
Sound So, hier sind wir nun
am Dreh- und Angelpunkt angekommen. Um es nun kurz zu machen: Der
original Minimoog hat einen Klang, dass es einem die Schuhe
auszieht. Creamware hat mit dem Minimax die erste glaubwürdige
Emulation eines Minimoog entwickelt. Der Sound ist wirklich
täuschend echt. Die Oszillatoren klingen fett, das Filter schmatzt,
und alles wirkt lebendig und “organisch“. Wenn man den Minimax
spielt, hat man unmittelbar den Gedanken „Minimoog“ im Kopf. Dies
ist jetzt keinesfalls übertrieben dargestellt. Der Minimax klingt in
der tat wie ein Minimoog, wenn man die Tatsache außer acht lässt,
dass jeder Minimoog etwas unterschiedlich klingt, da die Toleranzen
der elektronischen Bauteile mitspielen. Diese Unterschiede sind aber
vernachlässigbar. Der Minimax emuliert den klaren und unglaublich
dicken Klang des Originals auf höchstem Niveau. Überzeugen sie sich
selber anhand einiger Klangbeispiele:
Der Minimax kann durch brachiale Bässe, sanfte Sweeps und kranke
Klänge überzeugen. Die Folgenden MP3s klingen allesamt ein wenig
platter als die originalen Wave Files, dies kommt durch die
komprimierung.
Profan Saw
Profan Square
Wellenformen
Seq Mod (mit Hall)
Seq 3 mit hoher Resonanz
Profan 3 Osc
Reso-Sweep (MP3 absolut überfordert !!!
;o)
Krank (MP3 absolut überfordert !!!
;o)
Filter FM (MP3 absolut überfordert !!!
;o)
Zunächst habe ich den Minimax so gespielt, wie er als PlugIn
aufgerufen wurde (Monophon), und ich war begeistert. Als ich jedoch
die Polyphonie gefunden hatte, war ich vollkommen vom Sound
überzeugt:
Supersweep
Fat Sweep
Bass 3 Osc
Synth
Synthswell
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Further more.... Um den
Minimax im Glanze des neuen Jahrtausends erscheinen zu lassen, gibt
es allerdings noch weitere Features. Ein Chorus/Flanger und ein
Delay lassen sich in jedem Patch speichern. Zudem kann man jedem
Regler und Schalter einen MIDI-Controller zuweisen. Dies ist auch
dringend notwendig, denn wer möchte schon mit der Maus einen
Synthesizer programmieren. Eine externe Controller-Box á la Doepfer
ist also Pflicht. Dabei ist mit aufgefallen, dass hier eine
Parameter-Glättung ausgeführt wird, so dass keine Stufen im Klang
entstehen, wenn man z.B. die Cutoff-Frequenz bewegt.
Performance Die Latenzeinstellungen, die in der
Scope-Fusion-Plattform einstellbar sind, ermöglichen auf zeitgemäßen
Computern ein direktes Spielgefühl. Bei Nutzung der reinen Hardware
ohne den XTC-Mode sind die Latenzen sowieso auf niedrigstem Niveau.
Hier gibt es absolut nichts zu beanstanden. Die erzielte
Stimmenzahl hängt natürlich von der Anzahl der DSPs ab, die sich in
Ihrem System befinden. Mit dem Minimax geht Ihr System mit
Sicherheit ganz schön in die Knie. Die Rechenleistung, die der
Minimax benötigt, um diesen authentischen Klang zu generieren ist in
der Tat enorm. Creamware hat also Grundlagenforschung betrieben und
völlig neuartige Algorithmen entwickelt, die einen solchen
realistischen Klang erzeugen können. So wurde unter anderem sehr
viel Wert auf das Verzerrungsverhalten des Kaskadenfilter gelegt und
auch den aliasingfreien Oszillatoren kommen die neuen Algorithmen
zugute. Um all dies zu emulieren ist natürlich Performance gefragt !
Grob über den Daumen gepeilt kann man einen kompletten Shark-DSP pro
Stimme rechnen. Das heißt aber nicht, das man auf einer Luna Karte
mit drei DSPs auch drei Stimmen erreicht. Eine gewisse
Rechenleistung wird für das I/O Handling benötigt, so kann die LUNA
II nur zwei Stimmen erzeugen. Zum Test stand mir eine Power-Pulsar
mit 15 DSPs zur Verfügung. Die maximale Stimmenzahl betrug hier
15-Stimmen. Auf einer Pulsar II Karte kann man laut Creamware sechs
Stimmen erreichen.
Midimoog Als
Controller-Einheit bietet sich der rund 1000 Euro teure Midimoog von
www.Midisoft.de an. Das Lackierte Echtholzgehäuse is in einem
verkleinerten Maßstab detailgetreu dem Minimoog nachempfunden. Ein
echtes Schätzchen also. Mir persönlich würde allerdings eine
kostengünstigere Platikvariante ohne Tasten genügen, um den MiniMax
zu steuern. Vielleicht zieht Midisoft ja soetwas mal in betracht
;o).
Fazit Für mich stellt der
MiniMax einen echten Kaufanreiz für ein Creamware-System dar. Eine
Pulsar II-Karte könnte somit einen 6-Stimmigen MiniMax erzeugen.
Kombiniert mit einer Controller-Box bekommt man so einen polyphonen
Minimoog. Ich finde den Klang so überzeugend, dass ich in der Tat
einer Hardware-Version mit Tasten und Bedienfeld nicht abgeneigt
wäre. Als nachteilig erweist sich eindeutig die Bedienung mit der
Maus, was aber durch den Zukauf einer Controller-Box vermeiden
lässt. Obiger Link lässt erkennen, das Drittanbieter nicht schlafen.
Ein verkleinerter Minimoog namens MidiMoog stellt eine
Controllereinheit für den MiniMax dar. Für die Zukunft kann man sich
nur wünschen, weitere so klanglich hochwertige Produkte von
Creamware zu sehen. Ich denke da z.B. an einen MaxiMini mit
Hochpassfiltern und Modulationsmatrix....
PLUS ++++ Klang +++
Erste 100%ige Emulation des Minimoogs ++ Polyphon Spielbar +
Zusätzliche Features