Test: Prodyssey PlugIn fur Creamware Scope


Determinativpronomen
„Der, die das“ intonieren fröhliche Kinder völlig nichts ahnend in einer beliebten Serie. Noch wissen sie nicht, dass diese drei kleinen Worte so manch deutsch lernenden Ausländer regelmäßig in den Wahnsinn treiben oder auch bei lustigen Zusammenkunften von Eingeborenen immer mal wieder fur handfesten Streit sorgen: Heißt es nun die oder der Odyssey? Der Odyssey naturlich. Was weiß so ein Deutschlehrer schon von der Welt? Und seit wann schreibt eine amerikanische Zeichentrickfigur eigentlich griechische Heldensagen? Nie im Leben!


Voll fett: Das Prodyssey.

Musiker haben immer Recht
Und wissen nicht nur den richtigen Artikel zum Odyssey sondern auch, dass das Teil nicht ein paar Tausend Jahre alt ist, wie unser grad in Rage kommender Deutschlehrer tollkuhn behauptet, sondern lediglich 30 Jahre auf dem Buckel hat. Alt genug also, um es in Software wieder auferstehen zu lassen: Weg frei fur das Prodyssey. Oder heißt es der?

Sirenen voraus – die Klangerzeugung
Der Prodyssey schöpft seine Kraft aus zwei Oszillatoren. Diese können jeweils als Sägezahn oder Pulswelle schwingen und lassen sich synchronisieren. Fur brachialere Klänge steht ein Ringmodulator zur Verfugung, der kann alternativ zu einem Rauschgenerator mit weißem oder lila Rauschen aktiviert werden. Die Klangformung geschieht via ADSR Hullkurve und ist schnell genug, um auch knackige Bässe und Sequenzersounds zu produzieren. Zu Modulationszwecken steht ein LFO bereit, der sich auch zur Midi-Clock synchronisieren lässt.

Die Filtersektion des Prodyssey ist zweigeteilt. Zunächst durchläuft der Klang ein 24dB Tiefpassfilter mit regelbarer Frequenz und Resonanz. Wie auch bei Interpole und Minimax verhindert eine Parameterglättung lästige digitale Treppen in Filterverläufen. Anschließend werkelt ein in Serie geschaltetes Hochpass am eventuell notwendigen Beschnitt und steht somit zum Ausdunnen im Bassbereich zur Verfugung.

Effekte
Einige virtuell analoge Zeitgenossen sähen ohne Effektabteilung ziemlich alt aus. Bei einem auch trocken voll uberzeugenden Klangerzeuger wähnt man eher das Gegenteil und sieht durch die Verwendung interner Effekte die Konsistenz des Klanges in Gefahr. Beim Prodyssey sind diese Sorgen umsonst. Die Effektabteilung, so einfach sie auch sein mag, weiß zu gefallen. Es stehen ein Stereo Delay sowie ein Modulationseffekt zur Verfugung, der wahlweise Chorus oder Flanger sein darf. Wenn man es mit dem „Wet“ Regler nicht ubertreibt, agieren Klangerzeugung und Effekte wunderbar zusammen und wirken wie aus einem Guss.


Passt haargenau: Die Effekte des Prodyssey

Klang und Praxis
Der Minimax hat weit vorgelegt. Fur mich handelt es sich nach wie vor um den besten virtuell analogen Klangerzeuger. Nun erhält er mit dem Prodyssey eine gelungene Ergänzung, die mit dem Klassenprimus gleichzieht. Das Klangbild ist rund, weich und frei von digitaler Härte in den Höhen. Doch hört am besten selbst:

prod_baesse.mp3 ein paar Basssounds Eine Auswahl der mitgelieferten Bässe.
prod_wein.mp3 Der Wein des Polyphem Ein kleiner Demosong. Acht Prodyssey (gebounced), davon funf Instanzen mit Einsatz der internen Effekte. Die Drums stammen aus einem Werkskit des RMIV und wurden etwas mit Interpole und Masterverb bearbeitet. Ansonsten keine EQs, Dynamics oder sonstige Effekte.

Wie die Klanggewalt ist auch der DSP-Verbrauch in den Gefilden des Minimax anzusiedeln. Auf einer Pulsar 2 lassen sich dem Prodyssey 9 Stimmen entlocken, eine Luna vermag maximal 4 Stimmen zu erzeugen. Zugegebener Maßen nicht die Wucht in Tuten. Allerdings sollte man dabei nicht außer Acht lassen, dass man einen derart charaktervollen Synthesizer auch kaum mehrfach polyphon einsetzen wird.

Fazit
Der Prodyssey beherrscht das, was viele VSTi nur auf bunten Umverpackungen oder wackeren Homepages verkunden: Fette Klänge. Wer elektronische Klänge erster Gute benötigt und eine Creamware Karte (oder auch Noah) sein eigen nennt, sollte den Prodyssey unbedingt ausprobieren. Und wenn man dann den Klängen gelauscht hat, ist man sicher hundertprozentig sicher: Auf „die Odyssey“ können echt nur Deutschlehrer kommen.


PLUS
++++ absolut uberzeugender Klang

MINUS
--- DSP Verbrauch könnte niedriger sein

PREIS:
UVP 249,- EUR
Straßenpreis 249,- EUR

HERSTELLER:
Creamware

DEUTSCHER VERTRIEB:
Creamware