Test: Prodyssey PlugIn fur Creamware
Scope |
26.05.2004 |
Autor: Stephan
Ludde |
Determinativpronomen
„Der, die das“ intonieren fröhliche Kinder völlig nichts
ahnend in einer beliebten Serie. Noch wissen sie nicht, dass diese drei
kleinen Worte so manch deutsch lernenden Ausländer regelmäßig in den
Wahnsinn treiben oder auch bei lustigen Zusammenkunften von Eingeborenen
immer mal wieder fur handfesten Streit sorgen: Heißt es nun die oder der
Odyssey? Der Odyssey naturlich. Was weiß so ein Deutschlehrer schon von
der Welt? Und seit wann schreibt eine amerikanische Zeichentrickfigur
eigentlich griechische Heldensagen? Nie im Leben!
Voll fett: Das Prodyssey.
Musiker haben immer
Recht
Und wissen nicht nur den richtigen Artikel zum Odyssey
sondern auch, dass das Teil nicht ein paar Tausend Jahre alt ist, wie
unser grad in Rage kommender Deutschlehrer tollkuhn behauptet, sondern
lediglich 30 Jahre auf dem Buckel hat. Alt genug also, um es in Software
wieder auferstehen zu lassen: Weg frei fur das Prodyssey. Oder heißt es
der?
Sirenen voraus – die
Klangerzeugung
Der Prodyssey schöpft seine Kraft aus zwei
Oszillatoren. Diese können jeweils als Sägezahn oder Pulswelle schwingen
und lassen sich synchronisieren. Fur brachialere Klänge steht ein
Ringmodulator zur Verfugung, der kann alternativ zu einem Rauschgenerator
mit weißem oder lila Rauschen aktiviert werden. Die Klangformung geschieht
via ADSR Hullkurve und ist schnell genug, um auch knackige Bässe und
Sequenzersounds zu produzieren. Zu Modulationszwecken steht ein LFO
bereit, der sich auch zur Midi-Clock synchronisieren lässt.
Die Filtersektion des Prodyssey ist zweigeteilt. Zunächst
durchläuft der Klang ein 24dB Tiefpassfilter mit regelbarer Frequenz und
Resonanz. Wie auch bei Interpole und Minimax verhindert eine
Parameterglättung lästige digitale Treppen in Filterverläufen.
Anschließend werkelt ein in Serie geschaltetes Hochpass am eventuell
notwendigen Beschnitt und steht somit zum Ausdunnen im Bassbereich zur
Verfugung.
Effekte
Einige
virtuell analoge Zeitgenossen sähen ohne Effektabteilung ziemlich alt aus.
Bei einem auch trocken voll uberzeugenden Klangerzeuger wähnt man eher das
Gegenteil und sieht durch die Verwendung interner Effekte die Konsistenz
des Klanges in Gefahr. Beim Prodyssey sind diese Sorgen umsonst. Die
Effektabteilung, so einfach sie auch sein mag, weiß zu gefallen. Es stehen
ein Stereo Delay sowie ein Modulationseffekt zur Verfugung, der wahlweise
Chorus oder Flanger sein darf. Wenn man es mit dem „Wet“ Regler nicht
ubertreibt, agieren Klangerzeugung und Effekte wunderbar zusammen und
wirken wie aus einem Guss.
Passt haargenau: Die Effekte des Prodyssey
Klang und
Praxis
Der Minimax hat weit vorgelegt. Fur mich handelt es sich
nach wie vor um den besten virtuell analogen Klangerzeuger. Nun erhält er
mit dem Prodyssey eine gelungene Ergänzung, die mit dem Klassenprimus
gleichzieht. Das Klangbild ist rund, weich und frei von digitaler Härte in
den Höhen. Doch hört am besten selbst:
Wie die Klanggewalt ist auch der DSP-Verbrauch in den
Gefilden des Minimax anzusiedeln. Auf einer Pulsar 2 lassen sich dem
Prodyssey 9 Stimmen entlocken, eine Luna vermag maximal 4 Stimmen zu
erzeugen. Zugegebener Maßen nicht die Wucht in Tuten. Allerdings sollte
man dabei nicht außer Acht lassen, dass man einen derart charaktervollen
Synthesizer auch kaum mehrfach polyphon einsetzen wird.
Fazit
Der Prodyssey
beherrscht das, was viele VSTi nur auf bunten Umverpackungen oder wackeren
Homepages verkunden: Fette Klänge. Wer elektronische Klänge erster Gute
benötigt und eine Creamware Karte (oder auch Noah) sein eigen nennt,
sollte den Prodyssey unbedingt ausprobieren. Und wenn man dann den Klängen
gelauscht hat, ist man sicher hundertprozentig sicher: Auf „die Odyssey“
können echt nur Deutschlehrer kommen.
PLUS
++++
absolut uberzeugender Klang
MINUS
--- DSP
Verbrauch könnte niedriger sein
PREIS:
UVP 249,-
EUR
Straßenpreis 249,- EUR
HERSTELLER:
Creamware
DEUTSCHER
VERTRIEB:
Creamware