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TestberichtStereo-Kombi: Rotel RCD 12 + RA 12 im Test

Ein Extra-Digitalwandler im Verstärker und zahlreiche alternative Anschlussoptionen inklusive USB-Fronteingang: Wir haben den CD-Player RCD 12 und den Vollverstärker RA 12 von Rotel getestet.

Rotel RCD 12 + RA 12
Klangurteil: 100 Punkte
Preis/Leistung: sehr gut
  • +Klingt analytisch-fein, auch als Digital-Quelle
  • -Kein Kopfhörer-Anschluss

Wie aus der Pistole geschossen muss ein Tester die üblichen Verdächtigen aufzählen können, wird er nach den Herstellern gehobener HiFi-Kombis gefragt. "Ja", könnte es dann zurückkommen, "aber es müssten bitte auch Sticks und andere USB-Quellen andocken können, und der gute alte Plattenspieler soll ebenfalls klingen!" An dieser Stelle könnte der Profi dann tatsächlich ins Stottern kommt – oder er verweist lässig auf die brandneue Rotel-Kombi mit dem Player RCD 12 (600 Euro) und dem Vollverstärker RA 12 (750 Euro).

Idealer Weise greift er bei seiner Empfehlung (eben wie ein AUDIO-Redakteur) auf Stapel von Schaltplänen und Labordiagrammen zurück. Und kommt dann noch der Hörtest dazu, darf er mit Fug und Recht behaupten, dass auf dem RA 12 "Phono" nicht nur draufsteht. Viele andere Verstärker stopfen diese Eingänge mit dicken Kondensatoren zu, was eventuell störende Hochfrequenzen draußen hält, dafür aber in Zusammenarbeit mit der Pickup-Spule zu einer ungenießbar-schärflichen Höhenresonanz führt. Nicht so der Rotel: Bei ihm klingen die von üblichen MM-Tonabnehmern abgetasteten LPs sogar besonders lebendig, locker und angenehm.

Rotel RCD 12 + RA 12: Aufbau

Bei genauerer Betrachtung verdient sich auch der USB-Eingang ein Extralob. Er nimmt die Botschaften etwa von iPhones nicht nur drahtgebunden, sondern nach dem Einstecken des mitgelieferten Bluetooth-Adapters auch auf dem Luftwege entgegen.

Und das beileibe nicht nur reduziert, sondern auch im Losless-Format – was die Aufmerksamkeit automatisch auf den eingebauten D/A-Wandler lenkt und zu einem beruhigten Kopfnicken führt. Denn Rotel setzt nicht etwa irgendeinen, sondern einen relativ teuren WM 8740 von Wolfson ein. Dessen symmetrische Ausgänge arbeiten – besser geht’s kaum – vornehmen Burr-Brown-ICs zu, die auf rauschärmste Weise eine Gleichtakt-Störunterdrückung und die Analogfilterung übernehmen.

Zur Steuerung der Überabtastung und sonstiger digitaler Prozesse steht ein kapitaler, quarzgetakteter Mikroprozessor zur Verfügung. So ergibt sich schließlich eine durchgehend saubere Bestückung, und zwar genau die gleiche, mit der auch der CD-Spieler RCD 12 aufwarten kann.

Kommentare wie "unnötige Dopplung" oder "Gleichmacherei" wären an dieser Stelle indes fehl am Platz. Der RA 12 besitzt neben dem USB-In auch noch zwei koaxiale und zwei optische Digitaleingänge. Alternativ wählt ein Schalt-IC vier analoge Hochpegel-Anschlüsse an. So besteht für eine ganze Reihe von Zuspielern, für diesen oder jenen Player oder für TV/Radio-Sat-Empfänger, die Möglichkeit, sie sowohl digital als auch analog anzuschließen.

Wer es nicht glaubt, darf es – wie auch die AUDIO-Tester – mit der Rotel-Anlage laut und deutlich vernehmen: Je nach Musik und Quelle hört sich mal die schon vorgewandelte und mal die vom Verstärker umgesetzte Kost besser an. Ganz genau betrachtet gäbe es sogar noch mehr Optionen, weil der Wolfson wahlweise sowohl frequenzgang- als auch impulsoptimierte Signale entlassen kann. Rotel beließ es aber bei ersteren – wohl zu Recht, weil allzuviel Auswahl auch in Konfusion umschlagen kann.

Pegelregelung mit PGA 2311 von Texas Instruments, aus Einzeltransistoren komponierter Spannungsverstärker und ein dreistufiger, pro Kanal von vier stämmigen Sanyo-Endtransistoren abgeschlossener Emitterfolger: Aus den in Hochstrombereichen von Kupferschienen verstärkten Platinenwegen und aus dem Schaltplan liest der Techniker ausschließlich günstige Übertragungseigenschaften heraus.

Der clevere Zug, dass die von Relais angewählten Boxenanschlüsse A direkt mit den Endstufen in Verbindung stehen und die parallel betreibbaren Klemmen B über ein sogenanntes Boucherot-Glied, erfreut ihn zusätzlich. Das B-Kabel führt ja unter Umständen mit beträchtlicher Länge in einen Nebenraum. Seine hohe Kapazität könnte dann eine hochfrequente Selbsterregung verursachen – wogegen die Einfädelung einer kleinen, von einem Widerstand begleiteten Spule zuverlässig hilft.



Rotel RCD 12 + RA 12: Hörtest

Fast logisch, dass Rotel auch bei der Stromversorgung, etwa bei den beiden vom britischen Hersteller BHC Aerovox bezogenen 10000-Mikrofarad-Hauptspeicher-Elkos, nicht sparte.

Und so schlossen die Tester mit Zuversicht die unterschiedlichsten Boxen an dem Rotel-Verstärker an. Wobei er, genau wie er soll, mit üblichen Wirkungsgraden und Impedanzverläufen bestens harmonierte. Etwa auch (obwohl sie sich im Bass einen stromfressenden 2-Ohm-Einbruch leistet) mit der Sonics Allgra II.

Der RA 12 spielte vor allem stets aufrecht, quasi mit Stil. Feucht-anbiederndes Geschunkel hasste er ebenso wie unwirsche Entgleisungen obenraus. Statt allzu praller formte er lieber kleinere, proppere und eher trockene Bässe. Mit großem Fleiß bildete er Akteure und Instrumente ab, wobei es ihm stets mehr auf Ordnung ankam als auf Überschwänglichkeit und Saft.

In den Höhen betrieb der RA 12 schließlich einen kleinen Schmuckladen. Mit freudigem Eifer zeichnete er nach, wie die Besen über die Snaredrums kreisen oder wie Holzstöcke auf das Messing der Hihats schlegeln. Piano-Läufe ließ er leuchten wie Diademe. Und: Bei digitaler Ansteuerung vertiefte der Rotel diese Kunstfertigkeit sogar noch. Allerdings neigte er (je nach Aufnahme) nun untenrum doch deutlich zum Sparen.

Beim Wunsch nach mehr Wumms war also wieder analoger Betrieb angesagt. Interessant: Der RCD 12 verstärkte – mal analog, mal digital angeschlossen – die Polarisierung. Im ersten Fall eher schwungvoll, unbekümmert, kehrte er im zweiten eher den untenrum züchtigen und nach oben hin den Feinschliff-Meister heraus. Somit beschämte das Rotel-Duo viele Preisklassenkollegen auf’s Herzlichste – nur zwei ebenfalls auf der Insel entwickelte Widersacher boten ihm resolut Paroli. Die Tester mochten es drehen und wenden wie sie wollten: Ein Creek Evo 2 musizierte zwar nicht so analytisch, aber doch flüssiger, gewandter.

Rotel RA 12 und Rotel RCD 12

Ähnliches galt auch für den Vergleich zwischen dem RCD 12 und einem Evo-Player von Creek – obwohl das Pro und Contra nun schon zur Geschmackssache geriet. Schließlich gilt es ja abzuwägen und die digitale Sonderausrüstung der Rotel-Kombi mit in die Gewichtung einzubeziehen. Und da bietet Rotel mit dem RA 12 plus RCD 12 für viele die größeren Hämmer an.

Messlabor

Rotels CD-Spieler RCD 12 bringt neben guten Dynamikwerten ein noch brauchbares Jitterspektrum mit, bei zeitlichen Schwankungen von bis zu 1400 Picosekunden hat er aber keinesfalls Lob verdient. Bei dem Leistungswürfel des Verstärkers RA 12 gibt es nichts zu meckern. Der Amp verträgt sich also – in punkto Leistung – auch Boxen mit schwierigerem Impedanzverlauf.

Der Verlauf der Klirroberwellen bei zunehmender Leistung sieht erfreulich aus: Unter diesen Umständen, sprich: an rein konstanter ohmscher Last, bleibt eine harmonische Abstufung stets erhalten. Seit jüngstem untersucht das AUDIO-Testlabor auch die Stabilität des Klirrverhaltens unter schwierigen schwankenden Lastbedingungen. Im Idealfall sollte das Diagramm möglichst nahe beeinander liegende, gerade verlaufende Linien zeigen – was dem Rotel nicht perfekt, aber ganz ordentlich gelingt.

Fazit

Mit dem RA 12 gelingt Rotel quasi ein Idealfall: ein Vollverstärker, der die reiche, klassische Erfahrung der Entwickler in eine neue Gerätegeneration hinüberrettet – und sich trotzdem in der modernen Digitalwelt tummeln kann. Der Player RCD 12 besticht dazu als idealer Partner.